Die Ideen zu meinen Büchern kommen aus vielfältigen Quellen.
Das kann ein Zeitungsartikel sein, eine Person, die mir begegnet, ein Buch, das ich gelesen habe oder ein Traum. Manchmal setze ich mich auch hin und frage mich: Welche Geschichte möchte ich erzählen? Was interessiert mich. Was würde passieren, wenn?
Dann suche ich nach einer Figur, charakterisiere sie und lasse sie loslaufen, werfe ihr Hindernisse in den Weg, schaue, wie sie reagiert. Manche bestehen, manche nicht. Wenn meine Figur passt, dann befördere ich sie zur Protagonistin oder zum Protagonist, kurz Prota.
Für meine Prota entwickle ich dann die „Heldenreise“, die sie zu bestehen hat. Viele Ideen, Wendungen und Überraschungen kommen unterwegs, beim Schreiben.
Ein Verleger hat mal gesagt: „Mit einem Verlag kann man ein kleines Vermögen machen, wenn man vorher ein großes hatte.“
Das mag für den einen oder anderen stimmen. Aber die Branche setzt im Jahr knapp 10 Milliarden Euro um. Ein Batzen Geld, von dem die Autorinnen und Autoren nur einen Bruchteil abbekommen.
Es gibt eine dünne Rahmschicht, die reich geworden ist, eine etwas dickere aber immer noch dünne Schicht, die vom Schreiben leben kann und eine große Masse, die ohne Brotberuf ihre Miete nicht bezahlen könnte. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt und als Autor:in kann man jederzeit das große Los ziehen.
Das kommt auf die Länge des Buches und auf den Zeitrahmen an.
Wenn ich 400 Manuskriptseiten á 1800 Zeichen zu schreiben habe und mir dafür ein Jahr zur Verfügung steht, rechne ich wie folgt: 3 Monate für Recherche, Figurenentwicklung und Plot. Einen Monat für die Schlussredaktion. Bleiben acht Monate. Ich achte auf schreibfreie Zeiten, die ziehe ich ab. Bleiben bei mir in acht Monaten ca. 140 Tage zum Schreiben, das sind gerundet drei Seiten pro Tag.
Im Alltag benötige ich für drei Seiten unterschiedlich viel Zeit. Manchmal schreibe ich zwanzig Seiten pro Tag, manchmal nicht eine. Das hängt von der Tagesform ab, von der Art der Szene und auch von meiner Stimmung.
Klare Antwort: Computer.
Von Hand wäre ich viel zu langsam. Ich schreibe mit Zehn-Fingersystem, das ist genau die richtige Geschwindigkeit, um meinen Gedanken- und Bilderstrom in Worte zu verwandeln. Ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet und den Wechsel von Analog zu Digital erlebt. Ehrlich: Typen-Schreibmaschine, auch wenn es die gute alte Reiseschreibmaschine Hermes Baby wäre? Nur mit vorgehaltener Waffe.
Klingt zuerst mal banal, ist aber die wichtigste Voraussetzung: Ein richtig gutes Buch schreiben.
Erstlinge müssen in aller Regel, wenn der Verlag aufgrund eines Exposees und einer Textprobe Interesse gezeigt hat, das komplette Manuskript abliefern. Ein „richtig gutes Buch“ ist natürlich relativ. Gut kann heißen: Literarisch wertvoll, gut zu verkaufen, es hat etwas Einzigartiges.
Wenn also das Buch fertig ist, das wirklich richtig gute Buch, wenn es nach allen Regeln der Kunst verfasst ist, die das Genre verlangt (ein Krimi hat vollkommen andere Regeln als eine Familien-Saga, sowohl was die Geschichte als auch den Stil angeht), dann gibt es zwei Möglichkeiten.
Erstens. Direkt an die Verlage wenden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein unverlangt eingesandtes Manuskript den Weg ins Verlagsprogramm eines Publikumsverlages findet (Heyne, Rowohlt Lübbe oder andere, darunter sollte man es nicht machen, wenn man in die Profi-Liga einsteigen will) liegt bei etwa 1: 6000. Besser als der Jackpot beim Lotto. Nur, dass der Jackpot mehr Geld bringt. Aber Geld ist ja nicht das einzige Motiv, ein Buch zu Veröffentlichen.
Zweitens. Eine Literaturagentur suchen.
Wenn man für sein Projekt keine seriöse Agentur findet, dann ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass das Projekt einen Verlag finden wird. Und selbst eine Agentur ist keine Garantie für einen Verlagsvertrag.
Die Spanne ist groß. Von Null Euro bis siebenstellige Beträge ist alles drin.
Hat man einen Agenten, wird man sicher bessere Konditionen bekommen. Und wenn man eine Bieterrunde hinbekommt, steigen die Beträge schnell um das Drei- bis Vierfache.
Kleine Vorschüsse sind 3000 – 6000 Euro. Mittlere 7000 – 25000 Euro. Gute betragen 25000 – 45000 Euro. Davon kann man schon ein Jahr leben.
Interessant wird es, wenn ein zwei- oder Dreibuchvertrag zustande kommt. Eine sichere Einnahme für einige Zeit. Bestsellerautor:innen schweben natürlich in anderen Sphären. Ich weiß nicht genau, was mein sehr geschätzter Kollege Sebastian Fitzek als Vorschuss bekommt, aber es werden sicherlich sechsstellige Summen sein.
Ach ja: Je mehr ein Verlag für ein Buch ausgibt, desto eher ist er bereit es auch entsprechend zu bewerben. Zumindest theoretisch.
Literaturagenturen sind Vermittler zwischen Schreibenden und Verlegenden Menschen. Sie stellen die Verbindung zwischen Verlagen und Autorinnen und Autoren her. Sie haben gute Kontakte zu den Entscheidern in den Verlagen und vor allem haben sie den Ruf, sich mit dem Buchgeschäft auszukennen, einschätzen zu können, ob ein Buch Chancen hat, sich gut zu verkaufen oder von der Kritik gefeiert zu werden (Das eine schließt das andere natürlich nicht aus). Eine Agentur schaut sich das Projekt an und entscheidet dann ob sie es vertreten will. (Auch Agenturen erhalten tausende Manuskripte pro Jahr.) Wenn ja, wird ein Agenturvertrag geschlossen. Der beinhaltet einige zentrale Vereinbarungen.
1. Die Agentur nutzt seine Kontakte und seinen guten Ruf, um den Entscheidern das Projekt vorzustellen, es zu vermitteln und letztlich für den Autor einen Verlagsvertrag auszuhandeln.
2. Der Autor oder die Autorin lässt sich durch keine andere Agentur vertreten. (Sonst gäbe es Chaos!)
3. Die Agentur erhält erst dann Geld, wenn es zu einem Abschluss gekommen ist. Die Provision beträgt üblicherweise 15%. und zwar von allem, was dieses Buch und alle Verwertungsformen jemals einspielen werden.
4. Die Agentur verwaltet alle Einnahmen aus dem Projekt und leitet Ihren Anteil an Sie weiter. Das ist der Deal.
Meines Erachtens ein guter Deal. Denn ohne Agentur ist es heutzutage sehr schwer bis unmöglich einen Verlag zu finden, der bereit ist, tausende oder sogar zehntausende Euro in ein Projekt zu investieren.
Wichtig: Keine seröse Agentur will vor Fließen von Einnahmen aus einem Projekt Geld. Auch nicht für Lektoratsdienste oder gar Porto! Wenn eine Agentur Sie vertreten will, wird sie unentgeltlich mit Ihnen an Ihrem Text arbeiten und auch alle andere Kosten selbst tragen.
Ob und wie eine Agentur Manuskripte prüft und neue Textschaffende aufnimmt, findet man auf den Webseiten. Ist man bei der Agentur untergekommen, sollten Sie darauf achten, dass ihr Projekt zeitnah angeboten wird und dass die Rückmeldungen nicht länger als vier Wochen dauern. Agenten sind auch dazu da, den Prozess zu beschleunigen. Wenn das nicht passiert: Machen Sie Druck! Wenn dann immer noch nichts passiert, wechseln Sie die Agentur. Lassen Sie sich nicht hinhalten. Achten Sie bei Vertragsschluss mit der Agentur darauf, dass Sie eine kurze Kündigungsfrist vereinbaren. Zwei Wochen sind üblich.
Natürlich behält die Agentur nach einer Kündigung das Recht, alle bis dahin vermittelten Projekte weiter zu verwalten, also auch die Provision zu kassieren. Erfreulicherweise hat sich in Deutschland eine breit aufgestellte Agenten-Szene entwickelt. Es gibt ungefähr sechzig Agenturen, die seriös und erfolgreich arbeiten.
TROTZDEM: Auch wenn Sie von einer Agentur vertreten werden, ist das keine Garantie dafür, dass Ihr Projekt auch vermittelt wird. Wappnen Sie sich also gegen den Ablehnungs-Frust.
Ein seriöser Verlag wird niemals Geld von Ihnen verlangen!
Niemals!
Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Alles andere ist gnadenlose Abzocke!!! Hier finden sie weitere Infos darüber. Selbst wenn zum Beispiel ein Kleinstverlag Ihnen keinen Vorschuss anbieten kann – alles andere wird er bezahlen: Lektorat, Cover, Druck, Werbung, einfach alles. Verlage wie Heyne, dtv, Lübbe oder Goldmann machen es genauso, nur dass sie Vorschüsse zahlen. Ein Verlag bezahlt für die Leistung der Autorinnen und Autoren, niemals umgekehrt.
Punkt. Aus. Ende.
Wenn Sie keinen Verlag finden, dann legen Sie ihr Projekt in die Schublade und beginnen ein Neues.
Ich habe eine Menge Bücher veröffentlicht, aber es liegen mindestens dreimal so viele Projekte in der Schublade. Tatsächlich habe ich vor kurzem ein Manuskript (Ich schreibe immer nur ein Exposee und eine Textprobe, nie das gesamte Buch!) verkaufen können, das mehrere Jahre vor sich hin schlummerte. Jetzt war die Zeit reif.
Manchmal muss ein Projekt reifen wie ein guter Wein.
Die zweite Möglichkeit ist Selfpublishing. Darüber finden Sie tausende Tipps und Trick im Internet. Ich halte Selfpublisching für eine großartige Errungenschaft der modernen Kultur und Technik. Viel mehr Menschen beschäftigen sich mit Literatur und wer sich mit Literatur beschäftigt liest auch, hoffe ich zumindest.
Wer sein Buch selbst herausgibt entgeht der üblen Falle der Zuschussverlage, die nichts anderes im Sinn haben, als Leute abzuzocken. Als Selfpublisher steuern Sie alles selbst: Vom Titel über das Cover bis hin zum Lektorat liegt alles in Ihrer Hand. Sie verdienen pro verkauftem Buch deutlich mehr, aber Sie müssen auch all das bezahlen, was sonst der Verlag bezahlt, Sie müssen also das Buch schreiben und für alle Kosten in Vorlage gehen.
Meine Berechnung ist ein Mittelwert. Die Anteile können durchaus abweichen, vor allem gibt es eine Mengenstaffelung. Ab einer gewissen Anzahl verkaufter Exemplare steigt der Anteil. Im Detail wird das im Verlagsvertrag festgeschrieben. Hier finden Sie den Mustervertrag, abgesegnet von Verdi und dem Verlegerverband.
Aber Vorsicht: Dieser Vertrag ist nur eine grobe Richtlinie. In der Praxis verhandeln vor allem gute Agenturen wesentlich bessere Bedingungen! Der Vertrag ist voller Fallstricke für Unerfahrene.
Nochmal. Für die folgenden Berechnungen gilt: Sie sind sehr grob, denn es gibt viele Faktoren, die eine solche Berechnung beeinflussen: Verlagsgröße, Genre, Produktionskosten etc. Aber sie geben einen realistischen Anhaltspunkt.
Von einem Taschenbuch bekommt der Autor ca. 6% des um die Mehrwertsteuer verringerten Ladenpreises. Und nichts anderes! Manche Verlage versuchen zu tricksen und wollen vereinbaren, dass der Anteil vom Erlös der Buches berechnet wird. Das ist aber nur gut die Hälfte Des Ladennettopreises. Und vor allem weiß man nicht so genau, welche Kosten in Rechnung gebracht werden, die den Erlös schmälern.
Wenn das Taschenbuch im Laden 10,00 Euro kostet, bekommt der Autor 6% von 9,30 Euro, das sind: 0,558 Euro. Wie die folgende Tabelle zeigt, muss ich also eine Menge Bücher verkaufen, bis ich halbwegs davon leben kann. Und das jedes Jahr. Auf einem hart umkämpften Markt.
Deswegen ist es für Profis so wichtig, dass sie anständige Vorschüsse bekommen. Denn der Verlag macht auch dann schon Gewinn, wenn der Vorschuss durch den Verkauf der Bücher noch „nicht eingespielt“ ist. Bei einem Vorschuss von 10.000 Euro liegt der Break Even Point, also der Punkt, ab dem der Verlag verdient, bei ca. 6000 verkauften Büchern. Das ist auch schon eine Menge. Lange Rede kurzer Sinn: Wenn ein Verlag 12000 Bücher von Ihnen verkauft, kann er einen Vorschuss von 10.000 Euro locker verdauen. Davon kann man leben. Klein- und Kleinstverlage wiederum können von Auflagenhöhen im Bereich von 500 – 1000 leben. Die Autorinnen und Autoren dieser Verlage natürlich nicht.
Basiswerte: Ladenpreis 10,00 Euro, Buchhandelsrabatt 45%, Produktionskosten ohne Vorschuss: 3,50 Euro.
Verkaufte Bücher | Anteil Autoren | Erlös Verlag | Prod-Kosten | Gewinn |
1000 | 558 | 5120 | 3500 | 1620 |
5000 | 2790 | 25600 | 17500 | 8100 |
6000 | 3348 | 30720 | 21000 | 9720 |
7000 | 3906 | 35840 | 24500 | 11340 |
8000 | 4464 | 40960 | 28000 | 12960 |
9000 | 5022 | 46080 | 31500 | 14580 |
10000 | 5580 | 51200 | 35000 | 16200 |
25000 | 13950 | 128000 | 87500 | 40500 |
50000 | 27900 | 256000 | 175000 | 81000 |
100000 | 55800 | 512000 | 350000 | 162000 |
Die Tabelle zeigt, dass bei verkauften Auflagen unter 5000 ein Verlag wirklich keinen großen Vorschuss zahlen kann, wenn er nicht Zugpferde hat, mit denen er schwächere Projekte gegenfinanzieren kann. Kleinstverlage, die schon glücklich mit einer Tausenderauflage sind, können tatsächlich so gut wie keinen Vorschuss zahlen, oder höchstens als Geste ein paar Hundert Euro. Die Tabelle zeigt auch, dass ein größerer Verlag mit Lektorat, Vertrieb, Marketing etc. pro Buch im Schnitt zwischen zehn und zwanzigtausend Exemplare verkaufen muss, um dauerhaft wirtschaftlich arbeiten zu können. Oder er verkauft ein Buch eine Million Mal und finanziert damit seine anderen Projekte.
Wie ein Verlag tatsächlich rechnet, das ist in der Regel sein Geheimnis. Große Verlage haben Programme, die sie mit Daten füttern. Am Ende kommt dann eine Prognose heraus, die auch über den Vorschuss der Autoren bestimmt. Wie sich die Kosten zusammensetzen, darüber streiten sich die Gelehrten und ein Laie hat kaum eine Chance die Zahlenwerke zu verstehen.
Ich gehöre zu den Autoren, die in mehreren Genres unterwegs sind: Roman, Historischer Roman, Krimi, Thriller, Kinder- und Jugendbuch.
Der deutsche Buchmarkt differenziert vor allem die Genres und seltsamerweise denken manche, jemand der einen historischen Roman geschrieben hat, kann keinen Krimi schreiben.
Bis vor wenigen Jahren hieß es, deutsche Autorinnen und Autoren können keine Thriller schreiben, das können nur englischsprachige und die Nordschreibe:rinnen. Unter anderem Sebastian Fitzek hat mit seinen Thrillern die Tür aufgestoßen und bewiesen, dass diese Behauptung falsch war und ist.
Im Buchhandel werden Bücher vor allem nach Genres eingeordnet, auch Verlage schauen bei Projekten, ob sie in eine Schublade passen. Ich habe schon mehr als eine Absage bekommen mit dem Argument: „Wow, ein tolles Buch, aber es passt nicht so richtig in ein Genre.“
Zu einem Genre werden in Deutschland entsprechende Autor:innennamen mit passenden Covern erwartet. Jemand, der gerade einen Thriller geschrieben hat und dann unter dem selben Namen einen Liebesroman veröffentlicht, verprellt diejenigen die von dem Namen einen Thriller erwarten und erreicht nicht diejenigen, die nach einem Liebesroman suchen.
Aus diesem Grund haben meine Frau, Sabine Klewe und ich für unsere historischen Romane das Pseudonym „Sabine Martin“ genommen, zum einen, um damit eine Marke zu etablieren und zum anderen, um Verwechslungen zu verhindern. Unter Sabine Klewe findet man Krimis, unter ihrem zweiten Pseudonym Karen Sander, Thriller. Deshalb erschienen meine Südengland-Krimis unter dem Pseudonym Paul Marten. Klingt nach England, oder?
Natürlich gibt es auch Kolleginnen und Kollegen, die grundsätzlich nur unter ihrem Klarnamen schreiben. In aller Regel bewegen sie sich aber innerhalb eines Genres.
Noch ein Argument: Der Buchhandel behandelt ein neues Pseudonym meistens auch als neuen Autor, von dem man Spannendes erwarten kann und kauft die Bücher besser ein.